Fachkräftemangel erschwert Umsetzung der Frühgeborenen-Richtlinie

Perinatalbefragung des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI)


84 % der Perinatalzentren in Deutschland hatten im Jahr 2023 Probleme, offene Pflegestellen zu besetzen. Im Durchschnitt war rund jede fünfte Stelle in der neonatologischen Intensivpflege unbesetzt. Noch dramatischer ist die Situation bei den Fachweitergebildeten in der pädiatrischen Intensivpflege. Hier konnte sogar mehr als ein Drittel der offenen Stellen nicht besetzt werden. Auch die aktuellen Aus- und Weiterbildungszahlen in der Pflege werden den künftigen Bedarf nicht decken.

Das ist das Ergebnis der Perinatalbefragung des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) für die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG). Befragt wurden Perinatalzentren, Pflegeschulen und Weiterbildungsstätten für die pädiatrische Intensivpflege. Hintergrund ist die Qualitätssicherungs-Richtlinie Früh- und Reifgeborene (QFR-RL) des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Sie definiert u. a. Anforderungen an die pflegerische Strukturqualität auf den neonatologischen Intensivstationen.

Die Ergebnisse belegen einen deutlichen Rückgang der Ausbildungsabschlüsse in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege im Zeitraum 2019 bis 2023. In diesen Zeitraum nahmen die Absolventenzahlen für die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege in den ehemaligen Schulen für Kinderkrankenpflege um insgesamt 64 % ab. Dennoch trifft im Rahmen der generalistischen Ausbildung eine Vertiefung im Bereich der pädiatrischen Versorgung im 3. Ausbildungsjahr auf großes Interesse bei den Auszubildenden. In 90 % der Krankenhäuser mit Perinatalzentren gibt es Auszubildende mit solchen Vertiefungseinsätzen. Pflegeschulen und Perinatalzentren sind aber mehrheitlich skeptisch, ob die aktuellen Ausbildungszahlen den künftigen Bedarf decken und den Fachkräftemangel in der neonatologischen Intensivpflege dauerhaft lösen werden.

Erfüllt ein Perinatalzentrum die pflegerischen Anforderungen der QFR-RL nicht, muss es in einen klärenden Dialog treten, unter anderem mit den Landesverbänden der Krankenkassen und den Landeskrankenhausgesellschaften. Seit 2017 sind die meisten Zentren (83 %), zumeist mehrfach, in den Dialog getreten. Der klärende Dialog hat damit zu mehr Transparenz in der Perinatalversorgung beigetragen. Die grundsätzlichen Probleme, der Fachkräftemangel in der Pflege und die rigiden Anforderungen der Richtlinie selbst, können durch den klärenden Dialog aber nicht gelöst werden. Daher müssen entsprechende Lösungen über den G-BA erfolgen.

Trotz des Fachkräftemangels in der neonatologischen Intensivpflege attestieren wissenschaftliche Studien der Perinatalversorgung in Deutschland eine sehr hohe Ergebnisqualität. Diese Ergebnisse wurden erreicht, obwohl viele Perinatalzentren die pflegerischen Strukturvorgaben der QFR-RL gelegentlich oder häufiger verfehlen. Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, die Richtlinie gezielt zu überarbeiten: konkret heißt dies, sie an die Versorgungsrealitäten anzupassen, ohne die Ergebnisqualität zu gefährden.

Das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) bietet seit 70 Jahren speziell für das Krankenhaus- und Gesundheitswesen umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Forschung, Beratung und Fortbildungen an. Träger des DKI sind die Deutsche Krankenhausgesellschaft e.V. (DKG), der Verband der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands e.V. (VLK) und der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands e.V. (VKD).). Im Kuratorium des Deutsches Krankenhausinstitut e.V. sind außerdem die leitenden Krankenpflegeberufe und die Medizinische Fakultät der Universität Düsseldorf vertreten.


 Ann Katrin Parloh
Ann Katrin Parloh

Junior Research Managerin

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